Читать онлайн «Дикие лошади»

Автор Дик Фрэнсис

Die Flüchtlinge

Es war kurz vor Tagesanbruch. Der Morgenstern leuchtete wie eine kleine goldene Flamme über dem immer heller werdenden östlichen Horizont.

Ein schwacher Morgenwind kräuselte die Oberfläche der Meerenge zwischen den beiden Inseln, die sich wie dunkle, unförmige Massen aus dem tropischen Meer erhoben.

Ceysén, die größere dieser Inseln, war ganz mit Wald bedeckt. An ihren Ufern wuchsen Mangrovenbüsche; an mehreren Stellen drangen sie bis in das seichte Wasser vor. Nach dem Innern der Insel hin waren die Bäume größer und dichter beieinander: Zaragocillabäume, rote Mangroven und Divi-divis kämpften mit den schlanken Palmen um den Lebensraum. Unweit der Mitte der Insel reckte ein mächtiger Ceibabaum seine kuppelförmige Krone in den Himmel.

Auf der kleineren Insel, die noch nicht einmal einen Namen hatte, gab es nur einige kleine knorrige Bäume, eine Anzahl Strandtraubenbüsche und weiße Mangroven. Sonst bestand der Boden aus feinstem Muschelsand, weiß und weich wie Kreidestaub, wo er nicht mit allzuviel Schneckenhäusern und Muschelschalen vermengt war. Rauhe graue Korallenfelsen ragten zwischen den Sandstellen empor.

Die ganze Insel war nur etwa zweihundert Schritt lang und vielleicht halb so breit, während die Oberfläche von Ceysén wenigstens zehnmal so groß war.

In den Büschen und Baumwipfeln hingen flache, kunstlos zusammengefügte Reisighaufen. Es waren Vogelnester, und in einigen davon saßen große schwarze Fregattvögel mit roten Kehlsäcken und brüteten. Es waren Männchen. Bei den Fregattvögeln wärmt das Männchen das Ei, während das Weibchen ausfliegt und Fische herbeischafft.

Im Nordosten, etwa fünf Kilometer entfernt, lag eine zweite kleine Inselgruppe. Weiter ostwärts waren noch mehrere schwach zu erkennen. Sie schienen gleichsam aufs Geratewohl mitten ins Meer hineingestreut zu sein.

Wenn man jedoch an einem sehr klaren Tag auf einen der höchsten Bäume von Ceysén geklettert wäre, hätte man von dessen Wipfel aus eine diesige blaue Linie erkennen können, die wie ein Rauchschwaden über dem südlichen und südöstlichen Horizont lag.

Diese Linie war eine niedrige Bergkette des Festlands, der Nordküste von Südamerika, etwa in der Mitte zwischen der Darienbucht und der Mündung des Magdalenaflusses gelegen.

Diese Namen gab es jedoch noch nicht. Sie wurden der Bucht und dem Fluß von den weißen Männern gegeben, und es sollte noch ein halbes Menschenalter dauern, bis die ersten spanischen und portugiesischen Schiffe den Weg nach den Küsten des neuen Erdteils fanden. Noch ungestört und unbetreten lagen die Inseln in dem tropenblauen Meer, im Licht des anbrechenden Tages, das ständig zunahm. Seeschwalben, Baßtölpel und Fregattvögel waren ihre einzigen Bewohner.

Eine Anzahl dunkler Gegenstände trieb langsam vom Festland her auf die beiden Inseln zu.

Es waren Flöße aus langen, dicken Stämmen des leichten Balsaholzes. Die entrindeten Baumstämme waren mit Stricken aus starken Schlingpflanzen zusammengebunden und dazu mit Querriegeln und Klammern von knochenhartem Suribioholz aneinander befestigt.